reden, ideen, transparenz

Monat: November 2025

kulturausschuss.transparent – Nov 25

– weiter wenig Infos zur Auswirkungen des Sparen auf die Kultur!

Wieder nur 6 Akten! –
Der Budget Gemeinderat wurde um ein paar Wochen auf Mitte Dezember verschoben – dh. wir als Opposition werden weitere Förderakten erst im Dezember- Ausschuss sehen. Auch dann wissen wir erst verbrieft um wie viel und vor allem wo konkret gespart werden wird.

Diesmal sind es 4 Förderansuchen:

Das jährliche Ansuchen des Museumsquartier für Publikumssicherheit (ca 36.000 €), eine leichte Erhöhung für das BRUT (50.000 €, um die Sichtbarkeit am neuen Standort zu gewährleisten und den Umzug zu strukturieren), die letzte Teil-Zahlung für das Vienna Digital Cultures 2026 und ein Investitionszuschuss für das Theater in der Josefstadt in der Höhe von 870.000€.

Fast 1 Mio. Investionszuschuss ist tatsächlich eine Summe, die einen erstmal Schlucken lässt. Auf Nachfrage erklärt die MA7, die bestehende Anlage wäre aus den 1990er (!) Jahren, werde modernisiert und auf LED umgestellt. Mit dieser Förderung kann die 2 Jahre dauernde Sanierung abgeschlossen werden. Im Antrag wird ausgewiesen, dass ein Großteil der Sanierung (insgesamt Kosten von fast 3 Mio.) aus Rücklagen des Theaters selbst finanziert wird.

Nachdem die Anträge schnell erledigt waren, gab es unter Allfälliges noch eine Nachfrage zum Stand der Einführung eines #Kultur-Euros?
Veronica Kaup-Hasler erklärte, dass sie eingeladen war im Rahmen der Budgetverhandlungen auch Vorschläge für zusätzliche Einnahmen für den Kultursektor zu machen – das ist eine davon. Sie ist noch in Verhandlung.

Ansonsten habe sie viele Sparideen – der Schwerpunkt werde derzeit auf ausgabenseitiges Sparen gelegt. Wir werden das dann bei den Akten sehen (im Dezember!)
Weitere Details folgen erst nach der Einigung zum Budget. Spätestens im Dezember!

Die  Akten im Einzelnen:

 

Post Nr. 1

Der Gemeinderatsausschuss für Kultur und Wissenschaft nimmt den dritten periodischen Bericht der Geschäftsgruppe Kultur und Wissenschaft über im Zeitraum 01.07.2025 bis 30.09.2025 durchgeführten Umschichtungen von veranschlagten Mittelverwendungen im Rahmen zulässiger Deckungsfähigkeiten (§86 Abs. 7) im Finanzjahr 2025 zur Kenntnis.

Einstimmig dafür

Post Nr. 2

Die Förderung an die MuseumsQuartier Errichtungs- und BetriebsgesmbH für anteilige Center Management-, Gästebetreuungs- und Restposten BK in der Höhe von EUR 36.130,79 wird gemäß der Förderrichtlinien der Magistratsabteilung 7 genehmigt. Die Bedeckung ist im Voranschlag 2025 gegeben.

Einstimmig dafür

 

Post Nr. 3

Die Förderung an die Koproduktionshaus Wien GmbH für die Jahrestätigkeit wird mit einer Erhöhung des bereits genehmigten Betrages von ursprünglich EUR 2.000.000 um EUR 50.000 auf sohin insgesamt EUR 2.050.000 gemäß Förderrichtlinien der Magistratsabteilung 7 genehmigt. Die Bedeckung ist im Voranschlag 2025 gegeben.

SPÖ/NEOS, GRÜ, ÖVP dafür
FPÖ dagegen

 

Post Nr. 4

  1. Dringlicher Antrag der Gemeinderät*innen Maximilian Krauss, MA, Armin Blind, Mag. Bernd Saurer, Klemens Resch, Michael Stumpf, BA und Angela Schütz, MA betreffend Wien ist Hotspot blutiger Konflikte – Zeit für einen Sicherheitsstadtrat mit Sicherheitsressort.
  2. Zwischenbericht von Frau Kulturstadträtin Mag.a Veronica Kaup-Hasler.

Nachdem es nur ein Zwischenbericht dazu gab fand keine Abstimmung statt.

 

Post Nr. 5

  1. Für die Förderung an die Stadt Wien Kunst GmbH für Vienna Digital Cultures 2026 – Durchführung und Umsetzung wird im Voranschlag 2025 eine sechste Überschreitung in Höhe von EUR 51.000 genehmigt.
  2. Die Förderung an die Stadt Wien Kunst GmbH für Vienna Digital Cultures 2026 – Vorbereitung und Umsetzung in der Höhe von EUR 150.000 wird gemäß Förderrichtlinien der Magistratsabteilung 7 genehmigt. Der auf das Finanzjahr 2025 entfallende Betrag in Höhe von EUR 100.000 ist vorbehaltlich der Genehmigung des Punktes A. bedeckt. Für die Bedeckung des Vorhabens ist von der Magistratsabteilung 7 im Rahmen des Globalbudgets im Voranschlag 2026 Vorsorge zu treffen.

Einstimmig dafür

 

Post Nr. 6

Die Förderung an die Theater in der Josefstadt Betriebsges.m.b.H. für notwendige technische und bauliche Investitionen für den Spielbetrieb in der Höhe von EUR 870.000 wird gemäß der Förderrichtlinien der Magistratsabteilung 7 genehmigt. Der auf das Finanzjahr 2025 entfallende Betrag in Höhe von EUR 490.000 ist bedeckt. Für die Bedeckung des Restbetrages ist von der Magistratsabteilung 7 im Rahmen des Globalbudgets im Voranschlag 2026 Vorsorge zu treffen.


Einstimmig dafür

 

Meine Rede zum Novemberpogrom bei der ehemaligen Synagoge in Floridsdorf

Ich glaube, es ist eine traurige Wahrheit, dass wir unserem Affenzustand noch sehr nahe sind und dass die Zivilisation nur eine sehr dünne Decke ist, die sehr schnell abblättert.“

Diese Zitat stammt von Fritz Bauer, einem deutschen Juristen, der schon 1933 verhaftet wurde, weil er gegen die Machtergreifung protestiert hat. Damals war er 8 Monate in Haft. Er wanderte später nach Dänemark aus, wurde auch dort verfolgt und 1940 interniert – schließlich gelang ihm eine Flucht nach Schweden.

Nach dem Krieg 1949 kehrte Bauer nach Deutschland zurück. Seine Antwort auf die erlebten Leiden waren: Aufbau einer besseren Welt!

Fritz Bauers engagierte sich um eine demokratischen Justiz aufzubauen, für eine konsequenten strafrechtlichen Verfolgung nationalsozialistischen Unrechts und für eine der Reform des Straf- und Strafvollzugsrechts.
Unter anderem lieferte er maßgebliche Hinweis für Adolf Eichmanns Verhaftung.

Warum zitiere ich das?

Erstens – weil die Geschichte von Fritz Bauer zeigt wie hart war es gerade auch nach dem Krieg war sich gegen Diffamierung und für Aufarbeitung und demokratische Rechtsstaatlichkeit einzusetzen. Und, dass er dennoch dran geblieben ist.

Und zweitens – weil gerade das Bild – die dünne Decke der Zivilisation – hervor streicht  was für mich am Novemberpogrom so entsetzlich ist:  Es waren großteils nicht „fremde Mächte“ – die Synagogen angezündet haben, Geschäfte und Wohnungen geplündert haben. Es waren Nachbarn, Bekannte, Mitschüler.
Auf Zuruf wurden alle gesellschaftlichen Normen, alle Regeln der Höflichkeit, alle Regeln des Zusammenlebens über Bord geworfen.

Die aggressive Stimmung, das rassistische antisemitische Reden in Politik und Medien, und auch im Alltag hatte den Boden gut vorbereitet. Da genügte ein Funke, um die Decke der Zivilisation abzuziehen und Zerstörung und Gewalt zu ermöglichen.

Aber: Wenn wir uns heute an die damaligen Schrecken erinnern, reicht es nicht sich entsetzt abzuwenden.
Wir müssen eine Verbindung zum heute schaffen. Erinnerungsort helfen uns Schmerz zu verarbeiten – aber sie können mehr.

Sie zeigen wohin Hate-talk – wie man es modern nennt – führt.

Wir erleben gerade, wie internationale Konflikte hierzulande als Rechtfertigung für antisemitische Hetze missbraucht werden.
Der aktuelle Antisemitismusbericht weist eine Verdoppelung von antisemitischen Übergriffen seit Oktober 2023 aus.
Drohungen gegen jüdische Einrichtungen, antisemitische Graffitis oder körperliche Übergriffe sind völlig inakzeptabel.

Wir müssen als Gesellschaft klar und unmissverständlich gegen Antisemitismus und für die Einhaltung der Menschenrechte auftreten – auf der Straße, in den Schulen und in der Politik.

Der zunehmende Rechtsextremismus im Land und die regelmäßigen Versuche autoritäre Ideologien zu normalisieren, gefährden unser demokratisches Fundament.

Dazu zählt auch ehemalige NAZIS weiter unhinterfragt im öffentlichen Raum zu ehren.
2025 ist es endlich an der Zeit sich auch zu trauen – ehemaligen Helden neu zu bewerten – ja eventuell solche Ehrungen auch aus dem öffentlichen Raum zu entfernen.
Wenn es möglich ist den GMEINER – Park in ersten Bezirk umzurennen – muss es ebenfalls möglich sein auch die Ehrung für Andreas Rett zurückzunehmen. – einem Kinderarzt, der zahlreiche Behinderte Kinder am Steinhof gequält hat und bis weit in der 70er Jahre hinein unfreiwillige Sterilisationen an behinderten Frauen durchgeführt hat.

Unsere Geschichte und die jahrzehntelang bemühte Opferthese Österreichs verpflichtet uns nicht nur Opfergeschichte zu erzählen, sondern auch in besonderer Weise Tätergeschichte aufzuarbeiten und öffentlich zu machen.

Da ist bisher noch wenig passiert – in der AK wurde vor wenigen Wochen eine permanente Installation „Schaltstelle des Terrors“  dazu eröffnet.
(und im übrigen bin ich der Meinung, der Morzinplatz muss neu gestaltet werden.)

Wir müssen Verantwortung für die begangene Verbrechen übernehmen, uns der Geschichte stellen. – Heute und für die Zukunft.

Erinnerungskultur darf nie nur rückwärtsgewandt sein. Vielmehr muss das Ziel sein Ausgrenzungsstrategien und Abwertungsstrategien rechtzeitig zu erkennen, aufzuzeigen und dagegen aufzutreten:

Das Entsetzen durch die Shoah verpflichtet uns, auch heute klar Haltung zu zeigen:

Gegen Terror,

gegen Antisemitismus und

und für die unbedingte Einhaltung der Menschenrechte!

 

 

 

 

 

 

 

Warum wir eine Anfrage zu Milo Raus Brief „an meine Freund:innen“ gestellt haben.

(Auschnitt aus meiner Rede im Wiener Gemeinderat am 22.10.2025)

Natürlich öffnet die Kultur – also Kulturevents – Diskussionen.

Keine Frage kann man kann umstrittene  SprecherInnen einladen und provozierende Produktionen zeigen – das stärkt den Diskurs.

Als Grünen erkennen wir an, dass künstlerischer Protest und humanistische Empörung legitime Formen politischer Kultur sind. Klar!

Doch Raus Brief verfehlt diesen Anspruch, weil er in zugespitzter Sprache ambivalente Botschaften sendet und dabei antisemitische Lesarten zulässt.
Ich will hier bewußt nicht auf die inhaltliche Debatte einsteigen.

Hier geht es eigentlich um eine strukturelle Frage: Warum wird der offene Brief „an meine Freunde:innen“ von Milo Rau auf der Startseite  der Wiener Festwochen veröffentlicht?
Was das Ganze schwierige macht ist, dass hier die Rollen verschwimmen.

Wenn die Person Milo Rau eine persönliche Debattenbeitrag per Leserbrief liefert, ist das ok.
Wenn er zur Veröffentlichung dessen die Startseite der Wiener Festwochen benutzt – dann verschwimmt die Rolle des Intendanten mit der Rolle des Privatmanns Milo Rau.

Es ist nicht ok, die Website der Festwochen als privat Blog zu missbrauchen.

Wir Grüne haben deshalb eine Anfrage gestellt, um mehr Licht in die Causa zu bringen.
Es gilt eine Reihe von Fragen zu klären, unter anderem:

  • Steht der Brief in einem Zusammenhang mit einer Produktion der Wiener Festwochen?
  • Wer hat beauftragt, dass er auf der Startseite der Festwochen steht?
  • Sind Fördermittel verwendet worden, um den Brief in ganz Europa öffentlich zu machen?
  • In wessen Namen wird im Brief gesprochen?
    Im Namen der Festwochen?
    Im Namen der Stadt Wien – als Haupt-subventionsgeberin oder im Namen von Milo Rau?
    Welches WIR wird bemüht? Wer wird von wem in Geiselhaft genommen – ein schwieriges Wortspiel merk ich grad!

Uns geht es nicht um die Hazz gegen eine einzelne Person, sondern es geht um eine
Rollenklärung zwischen Festivalintendant und Privatperson Milo Rau.
Es geht darum, wo die Grenze zwischen Inszenierung und Selbstinszenierung endet und die von Verantwortung  für ein Festival beginnt.

Wir freuen uns auf die Beantwortung …

Die  Anfrage wurde am 16.10.2025 eingebracht.
Alle Fragen finden sich hier:

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